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Dasha, Sasha, Masha & Pasha – We are family!

Nach einer schlaflosen Nacht kommen wir also in Krasnoyarsk an. Eins war klar, es konnte nur besser werden! Ausgestiegen, nach unserem Couchsurfing Host gesucht und Fehlanzeige. Niemand da! Unser Zug kam 10 Minuten zu früh an, also warteten wir noch ein paar Minuten. Da wir aber nicht sicher waren, ob uns überhaupt jemand abholen würde (hatten keine Möglichkeit mehr die Antwort zu lesen, da kein Internet), machten wir uns im strömenden Regen auf die Suche nach WiFi. Schnell wurden wir auch fündig und nahmen bei Subway Platz. Wir zückten beide unsere iPhones und checkten ob es eine Antwort gab. Dann lesen wir, dass unser Host Daria uns versicherte uns vom Bahnhof abzuholen. In der Hoffnung sie online zu erreichen, schrieben wir ihr, dass wir bei Subway sind und auf sie warten. Später stellte sich heraus, dass Dasha (Kurzform für Daria) kein Smartphone besitzt und unsere Nachrichten nicht lesen konnte. Aber da ist ja noch die Mutti von Dasha! Die Mutti sitzt also zu Hause und checkt immerzu unsere Nachrichten. Dann haut sie die Zeilen in den Google Übersetzer und gibt Dasha die Infos über Handy weiter. So war Dasha dann auch überrascht, warum wir in der U-Bahn auf sie warten, hat Krasnoyarsk doch gar keine. Nach ein paar Minuten hatte sie uns letztendlich bei Subway gefunden und eingesammelt. Wir durften in ihrem sehr besonderen Daewoo Platz nehmen und dann ging es erst mal nach Hause. Dasha und ihre Familie wohnen am Stadtrand von Krasnoyarsk in einer Neubausiedlung. Dort angekommen wurden wir sehr herzlich von Dashas Eltern empfangen und uns wurde unser Schlafplatz gezeigt. Dasha überliess uns ihr Zimmer. Generell war die Wohnung sehr geräumig und sehr sehr sauber (recht unüblich in Russland). Dieser Neubaukomplex existiert erst seit 3 Jahren und die Familie hatte Glück mit der Biathlon Olympiasiegerin von Vancouver Olga Walerjewna Medwedzewa befreundet zu sein. Denn im Zuge ihres Olympiasieges wurde ihr u.a. diese Wohnung von der Regierung als Belohnung geschenkt. Die brauchte sie jedoch nicht und somit wohnt jetzt Dasha und ihre Family dort. Nachdem wir unsere Rucksäcke abgelegt haben, wurde auch schon Frühstück gemacht. Etwas übermüdet sassen wir in der grossen Küche und assen Pancakes. Nach dem Frühstück holten wir ein wenig Schlaf nach. Am Nachmittag gingen wir mit Dasha raus und liefen die Umgebung ein bisschen ab. Sie zeigte uns u.a. ihren Lieblingsplatz.



Wir fühlten uns auf Anhieb wohl bei ihr und ihrer Familie und auch Krasnoyarsk selbst gefiel uns sehr gut. Nach Novosibirsk war das so was wie das Paradies für uns. Statt neben 6-spurigen Strassen, spazierten wir nun durch Wälder und atmeten frische Luft.


Gerne möchten wir hier ein paar Worte über Dashas Familie verlieren, von denen wir nur die „Spitznamen“ kennen. Die Familie besteht aus folgenden Mitgliedern: Dasha, Pasha (ihr Bruder), Sasha (ihr Vater) und Masha (ihre Mutter). Kein Witz! Als Gast kann man sich glaub ich keine bessere Gastfamilie vorstellen. So etwas Herzliches und Zuvorkommendes haben wir schon lange nicht mehr erlebt. Wir durften 4 Tage lang an dem Leben dieser Familie teilhaben und sind um diese Erfahrung mehr als dankbar. Trotz der Sprachbarriere hatten wir lustige gemeinsame Abende in der Küche an denen viel gegessen und sehr viel gelacht wurde. So zeigte uns Sasha die klassische Variante von „Kalinka“ und wir gaben ihnen zu verstehen, dass den bescheuerten Schuhplattler nur die Bayern praktizieren und nicht ALLE Deutschen.



Kirche am Sonntag

Wie wir später erfuhren gehört Dasha und ihre Familie der Vineyard Kirche an. Natürlich wird auch hier Sonntags in die Kirche gegangen. Wir durften die Familie begleiten, nachdem wir höflich gefragt hatten. Für uns war das aus reiner Neugier. Und ja, für uns war dies auch alles sehr befremdlich. Wir kamen in dieses Gebäude, es war keine Kirche, sondern es sah eher aus wie ein Veranstaltungsgebäude. Dort mietete die ganze Kirchgemeinde einen grossen Raum mit extrem hohen Decken. Vorne hing ein Kreuz. Damit war das Göttliche im Raum definiert. Als wir die Treppe hinaufkamen, wurden wir von Gesang und Gitarre empfangen. Ein junger Mann stand hinter einem Pult und sang klageartige Lieder. Begleitet wurde er von einem scheinbar leidenden Keyboardspieler als auch von einer Klavierspielerin im Hintergrund. Wir bewegten uns vorsichtig am Rand. In der Ecke war ein kleines Buffet mit Kaffee, Tee und Keksen aufgebaut. Da wir noch müde waren, schnappten wir uns Kaffee und nen Keks auf die Hand. Nun konnte die Show beginnen. Wir setzten uns unauffällig in die letzte Reihe. Alle anderen verteilten sich im Raum, stehend oder sitzend, und hörten intensiv dem Sänger zu. Plötzlich breiteten einige die Arme aus oder streckten ihre Hände gen Himmel. Die Augen hielten sie dabei geschlossen. Manche erweckten den Eindruck als leiden sie. Ja, da sassen wir nun und waren der Situation ausgeliefert.


Anschliessend kam der Priester (in Poloshirt und Cargo Hose) und hielt eine Predigt. Uns wurde ein Dolmetscher zur Seite gesetzt, welcher uns vom russischen ins englische übersetzte.: .... „Das göttliche Königreich wird sich uns zeigen“ ...„ Wir dürfen Gott nicht nur anflehen, wenn es uns schlecht geht“ ...„ Wir sind alle Gottes Kinder und Gott wird sich uns zeigen und uns fühlen lassen, was wir zu tun haben“. Wir hielten uns ganz fest an unseren Stühlen. Eine fremde Situation für uns aber wir sind dankbar, dass wir daran teilhaben durften. Natürlich schwirrte uns nur ein Wort im Kopf rum, welches mit S beginnt, aber nach einiger Recherche über die Vineyard Bewegung und auch nachdem wir einige Mitglieder kennenlernen durften, treten wir dem mit Respekt gegenüber. Wir haben nicht das Recht darüber zu urteilen. Leben und Leben lassen ist unsere Einstellung.


Anschliessend durfte man die anderen bitten, ob sie für dich beten, wenn dich etwas bedrückt oder Dinge in deinem Leben schief liefen. Manche weinten und Leute versammelten sich um die Person, legten die Hände auf und beteten für diese. Wir sassen still und beobachten dies aus sicherer Entfernung.


Am Ende unterhielten wir uns mit den Leuten, die genauso sind wie du und ich. Wir lachten viel mit ihnen. Es war eine gute Erfahrung für uns.



Nationalpark Stolby

Am folgenden Tag stand ein Ausflug in den Nationalpark Stolby auf dem Programm. Das war ja eigentlich der Grund warum wir überhaupt Krasnoyarsk in unsere Route mit eingebaut haben. Dasha mobilisierte einige ihrer Freundinnen uns zu begleiten. Gegen 10 Uhr am Morgen machten wir uns bei strahlendem Sonnenschein mit Dashas Auto auf den Weg. Unterwegs sammelten wir noch zwei ihrer Freundinnen ein, Katja und Marina. Irgendwie war das mit der Sonne dann auf dem Weg zum Park nicht mehr so friedlich. Dicke, fette, schwarze Wolken machten sich am Himmel breit und als wir gerade am Ziel waren, fing es heftig an zu regnen. Zwei weitere Freundinnen von Dasha, welche am Eingang schon auf uns warteten, waren schon komplett durchnässt. Dazu muss man sagen, dass die jungen russischen Mädchen lange nicht so gut ausgestattet waren, wie unsereiner, wenn er in die Wälder wandern geht. Eine Freundin einer Freundin von Dasha kam mit Stiefelchen, die so aussahen als wären sie Tags zuvor von ihrer Babushka erst gestrickt worden. Uns tat sie sehr leid, da sich diese Schuhe, auch später noch, als unglückliche Wahl herausstellen sollten. Wir entschieden uns dem Regen zu trotzen und trotzdem loszulaufen. Da spazierten wir nun also den Weg entlang und ab und zu liefen uns Eichhörnchen in verschiedenen Grössen über den Weg. In der Zwischenzeit schien auch wieder die Sonne und wir (Daniel + Jessi und 6 russische Frauen) machten zum ersten Mal Halt um zu essen. Alle packten aus was sie so haben und jeder nimmt von jedem. Bei dieser Gelegenheit wurde dann auch gleich unser SWZ Taschenmesser fotografiert. Nach der Rast kamen wir zum anstrengenden Teil dieser Etappe. Es ging ne Stunde nur bergauf. Zumindest das Wetter hielt zunächst. Irgendwann gab es dann wenigstens ne Treppe die uns noch weiter nach oben führen sollte. Die Treppe war jedoch riesig, so dass man sie mit Spagat-Schritten bezwingen musste. Auch das war nicht weniger anstrengend. Oben angekommen gab es ne Überraschung. Die Sonne hatte sich wieder verabschiedet und nun fing es an zu hageln. Die Russinnen lachten nur und sagten: „That’s Siberian Summer“! Haha ja genau. Um nicht komplett nass zu sein, suchten wir uns einen Felsvorsprung und stellten uns allesamt darunter.



Irgendwann begann es jedoch von den Felswänden zu tropfen und wir mussten uns einen anderen Stolb (Russisch für Fels) suchen. Nach einer Weile, der Hagel hatte sich wieder in Regen verwandelt, hörte es auf und wir konnten unsere Expedition weiter führen. Als nächstes stand Klettern auf der Liste. Das war so nicht geplant aber weder Jessi noch ich konnten uns jetzt hier vor all den anderen die Blösse geben. So taten wir als würden wir daheim nichts anderes machen und kletterten mit. Nach anfänglichen Schwierigkeiten klappte das aber ganz gut und wir haben den ersten Fels erklommen. Da die Steine nass waren, musste jeder Tritt schon gut überlegt sein sonst hätten wir die Nacht in der Felsspalte verbringen und uns schlimmstenfalls noch nen Arm abschneiden müssen. Ist aber alles gut gegangen und alle Gliedmassen sind noch dran. Am zweiten Felsen trafen wir dann auf eine andere Wandergruppe. Schon aus der Entfernung war zu erkennen, dass auch dort Ausländer durch den Wald geführt werden. Wie man das erkennt? Ganz einfach. Die Ausländer sind den Umständen entsprechend gekleidet. Auch dieses französische Ehepaar (Guillaume und Jenni) war mit Trekkingschuhen, Trekkinghosen, Funktionshemden und gar Kletterhandschuhen bestens ausgerüstet.


Guillaume und Jenni sind ungefähr unser Alter und die ersten Backpacker/Weltreisenden, die wir auf unserer Reise bisher getroffen haben. Sie sind für 1 Jahr unterwegs und haben es geschafft von Paris bis ins Baltikum per Anhalter zu reisen. Auch diese beiden sind Couchsurfer und machen mehr oder weniger die gleiche Route wie wir. Wir haben verabredet uns in der Mongolei wieder zu treffen und vielleicht ne Tour zusammen zu machen.


Nachdem sich alle miteinander bekannt gemacht haben, setzten wir unsere Tour nun alle gemeinsam fort. So wuchs die Gruppe von anfangs 5 Leuten auf 12 heran und gemeinsam erklommen wir Fels für Fels. Die Aussicht war es jedes Mal wert die zum Teil sehr glitschigen Steine zu überwinden. Am letzten Stolb hatten wir dann schon eigentlich keine Lust mehr und wir entschieden zunächst unten zu bleiben. Dann jedoch versicherte uns Katja, dass dieser nicht schwierig sei und es eigentlich nur „just walking“ ist. Mich konnte sie damit überzeugen aber Jessi blieb bei ihrem Entscheid mit Dasha unten zu bleiben, was ich besser auch getan hätte. „Just Walking“ stellte sich als der schwierigste aller Felsen an diesem Tag heraus und ein ums andere Mal war mir nicht wohl dabei. Die Steine waren sehr spitz und noch immer glitschig. Manchen „Schluchten“ konnten nur mit Sprüngen überwunden werden. Irgendwie hab ich es dann aber doch wieder lebend nach unten geschafft. Was übrigens auch für das Mädchen mit den gestrickten Schuhen gilt. Sie hat es geschafft jeden einzelnen Fels zu erklimmen, manchmal laut jammernd aber ohne grössere Zwischenfälle. Für mich war sie der Star des Tages!

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